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82
Erste Periode des Mittelalters.
er zu den armen, aber strebsamen Schülern, die er zu seiner Rechten gestellt hatte: „Fahret fort, immer vollkommener und tüchtiger
zu werden; dann wird euch mein Lob und Beistand nicht fehlen." „Ihr aber," fuhr Karl die trägen Knaben zu seiner Linken an, „ihr Söhne der Edlen, ihr seinen Püppchen, die ihr euch so reich und vornehm dünkt und des Wissens nicht nötig zu haben scheint, ihr unnützen Buben, ich sage euch, bei Gott! euer Adel gilt nichts bei mir; wenn ihr eure Trägheit nicht durch Eifer und Fleiß wieder gut macht, so habt ihr von mir nichts zu hoffen."
An seinem Hofe umgab er sich mit gelehrten Männern, die ihn in seinen Bestrebungen unterstützten. Der Angelsachse Alkuin (f 804), der wie Karl die Bildungskraft der Religion und der alten Sprachen schätzte, wurde aus Italien berufen und unterrichtete an der Hoffchule. Karl schenkte ihm großes Vertrauen und ließ durch ihn in Tours für alle Bildungsanftalten feines Reiches eine Musterfchule errichten. Paul Warnefried (Diakonus) schrieb die Geschichte der Langobarden, Petrus von Pisa lehrte die Grammatik ; Einhard, den Karl wegen feiner Anlagen schort als Knaben an feinen Hof genommen hatte, unterstützte ihn bei feinen Bauten und schrieb Karls Leben. Im Verein mit diesen Männern wirkte Karl auch für Erhaltung der deutschen Litteratur schätze und Pflege der deutschen Sprache. Er veranstaltete eine Sammlung alter deutscher Heldenlieder, welche leider nicht erhalten blieb, arbeitete mit feinen Gelehrten eine deutsche Grammatik aus, gab den Monaten *) und Winden deutsche Namen und forderte von den Geistlichen, daß sie in deutscher Sprache predigten und die Grundlehren des Christentums in dem Volke darin befestigten. Die Baukunst förderte er durch Errichtung von Gebäuden auf feinen Gütern und durch Erbauung von Pfalzen (Palästen) zu Aachen, das er wegen feiner warmen Bäder zum Lieblingsaufenthalt erkor, zu Ingelheim und Nymwegen, wo er abwechselnd Hof hielt; ferner ließ er zu Aachen einen Dom errichten und mit Marmorsäulen und Gemälden aus Rom und Ravenna ausschmücken.
Karls Privatleben. Karls Wahlfpruch war: „Christus siegt, Christus regiert, Christus triumphiert". Er befolgte ihn fein ganzes Leben getreulich, denn er war fromm und gottesfürchtig, besuchte die Kirche täglich und unterstützte die Armen und Notleidenden alter-
*) Die Monate hießen: Wintermond, Hornung, Lenz-, Oster-, Wonne-, Brach-, Heu-, Ernte-, Herbst-, Wein-, Wind- und Christmond.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Gott Karl Karl Karl Karl Paul_Warnefried Petrus_von_Pisa Karl Karl Karls Karl Karl Karls Karls_Wahlfpruch Karls Christus Christus Hornung Christmond
Extrahierte Ortsnamen: Italien Karls Aachen Aachen Rom Ravenna Karls
40
Erste Periode des Mittelalters.
der Übergabe Ravennas sicherte Theodorich seinem Gegner Leben und Freiheit zu; allein wenige Tage nachher wurde Odoaker einer Verschwörung beschuldigt und bei einem Mahle getötet. Theodorich eroberte ganz Italien und erhob Verona und Ravenna zu seinen Residenzen. Auch Sizilien, die südlichen Alpenländer und Südgallien unterwarf er seinem Zepter.
Er behandelte die Bewohner seines neu gestifteten Reiches mild und gerecht und hielt römische Sitten und Gebräuche möglichst bei. Seinen Goten (gegen 200 000 streitbare Männer) gab er das Drittel der Ländereien, welche Odoakers Leute in Besitz hatten, ließ die Gesetze und die Verfassung des römischen Staates bestehen, sodaß die Römer stets nach römischem Rechte gerichtet wurden, und machte alle Unterthanen steuerpflichtig. Die Goten dagegen behielten ihre eigenen Einrichtungen. Ihnen wies er den Wehrstand als ihren Beruf an, die Geschäfte des bürgerlichen Lebens den Römern. Darum mußten die Goten unablässig in den Waffen sich üben, und ihre Kinder durften feine römischen Schulen besuchen, weil nach der Vorstellung des Königs diejenigen nicht ohne Furcht die feindlichen Schwerter erblicken würden, welche schon jung vor der Rute des Lehrers gezittert hätten. Sowie er fein Volk zu tüchtigen Kriegern heranzubilden bemüht war, ebenso förderte er unter den Eingebornen Ackerbau, Gewerbe, Kunst und Wissenschaft.
Aber die Römer fügten sich nur mit Unwillen der Gotenherrschaft, und die religiösen Streitigkeiten zwischen Arianern und Katholiken dauerten fort. Die verschiedenen Religionsparteien verfolgten sich aller Orten, doch der arianisch gesinnte Theodorich war weit davon entfernt, die Katholiken seines Landes irgendwie zu kränken oder zur Änderung ihrer Ansichten zu zwingen. Trotzdem erntete er nur Undank. Da nämlich im griechischen Reiche unter der Regierung des Kaisers Justin die Arianer grausam verfolgt wurden, so erachtete es Theodorich für feine Pflicht,-, feinen bedrängten Glaubensbrüdern beizustehen, und bat durch den Bifchof Johannes den Kaiser Justin, er möge die den Arianern im griechischen Reiche entrissenen Kirchen zurückgeben. Justin empfing den römischen Bifchof mit großen Ehren, lehnte aber dessen Vermittelung ab. Dadurch wurde Theodorich so argwöhnisch, daß er nicht nur den heimkehrenden Bischof einkerkern ließ, sondern auch in feiner Umgebung eine Verschwörung ahnte. Der römische Senator Albinus wurde angeklagt, er stehe mit Kaiser Justin in verräterischem Brieswechsel, und Theodorich mißtraute jetzt der ganzen römischen Adelspartei. Boethius, der reichste und gebildetste Senator,
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Extrahierte Personennamen: Ottos_I. Bruno Bernwarb_von_Hilbesheim Bischof_Ditmar_von_Merseburg Mönch_Larnpert Roswitha_( Otto_I. Otto_I. Ansgar_von_Korvep Heinrich_I. Heinrich_I. Otto_I. Otto
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Ottos Aschaffenburg Deutschland Benebiktinerkloster_Ganbersheim Prag Bamberg Europa
202
Dritte Periode des Mittelalters.
1410 erlag. Im Frieden zu Thorn 1466 ging Westpreußen ganz in polnischen Besitz über, Opstreußen wurde polnisches Lehen. 1525 verwandelte der Hochmeister Albrecht von Brandenburg das dem Orden verbliebene Preußen in ein erbliches, weltliches Herzogtum, worauf der Sitz des Hochmeisters nach Mergentheim in Schwaben verlegt wurde. 1809 hob Napoleon den Orden auf, und die Besitzungen desselben fielen den Fürsten zu, in deren Gebiet sie lagen; doch führt seitdem noch immer ein östreichischer Prinz den Titel eines Hochmeisters des deutschen Ordens.
§. Zi. luthsenftfutff imis äunjt.
Die Wissenschaft. In dem Zeitalter der Hohenstaufen hörte das Studium der Wissenschaften aus, ausschließlicher Besitz der Geistlichkeit zu sein, die Zahl der Schulen vermehrte sich, und es wurden Universitäten errichtet. Die Rechtsschule von Bologna erhielt von Friedrich Barbarossa 1158 eigenen Gerichtsstand und wurde allmählich durch Hinzutritt der übrigen Fakultäten erweitert. Berühmte medizinische Hochschulen bestanden in Salerno uni) Montpellier; die zu Toulouse wurde 1228 gestiftet, die Universität zu Paris 1259. In England entstanden zu Anfang des 13. Jahrhunderts die Universitäten Oxford und Cambridge, in Spanien Valenzia und Salamanka, in Portugal Lissabon. Die erste deutsche Universität wurde 1348 inprag errichtet. Auf den Hochschulen wurden zuerst die sieben freien Künste gelehrt und zwar in einem Unterkurfus (dem Trivium) lateinische Grammatik, Rhetorik, Dialektik, in einem Oberkursus (dem Quadrivium) Arithmetik, Geometrie, Astronomie, Musik, darnach die Fakultätswissenschaften Theologie, Jurisprudenz und Medizin. Auf den Gebieten des weltlichen Wissens wurden nur die überlieferten Satzungen des Altertums vermittelt, das römische Recht, die Heilkunde Griechenlands und die Naturkunde, wie sie Aristoteles und Plinius gelehrt hatten. Die Theologie sollte Maß und Ziel aller Wissenschaft bilden und fand in der Scholastik und Mystik ihre höchste Ausbildung. Die Scholastiker machten die christliche Kirchenlehre und ihre Glaubenssätze (Dogmen) zu einer Sache des Verstandes und suchten sie logisch zu begründen, die Mystiker strebten darnach, die religiösen Wahrheiten mit dem Gemüte und durch innere Beschaulichkeit zu erfassen. Der Gegensatz zwischen beiden Richtungen tritt am schärfsten in Abälard und Bernhard von Clairvaux hervor. Die Scholastik erreichte im
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Extrahierte Personennamen: Albrecht_von_Brandenburg Albrecht Napoleon Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa Bernhard_von_Clairvaux
Extrahierte Ortsnamen: Thorn Mergentheim Schwaben Bologna Salerno Montpellier Paris England Spanien_Valenzia Salamanka Portugal_Lissabon Griechenlands Abälard
270
Vierte Periode des Mittelalters.
Frankreich, der mütterlicherseits mit dem Hause Visconti verwandt war, zum Einfall in Mailand. Er besiegte den Herzog Ludwig M o r o, nahm ihn 1500 gefangen und hielt das Land besetzt, ohne daß es Kaiser-Maximilian, der Moros Nichte zur zweiten Gemahlin hatte, hindern konnte. Als die Franzosen später aus Mailand vertrieben wurden, stellte Franz I. nach der siegreichen Schlacht bei Marignano 1515 die französische Herrschaft wieder^ her, bis Karl V. Mailand zurück eroberte.
Genua wetteiferte als Handelsstadt mit Venedig und war im Besitze des Handels nach Konstantinopel und den Küsten des schwarzen Meeres. Es besiegte Pisa und eroberte Korsika und Sardinien. Heftige Parteistreitigkeiten schwächten aber seine Macht und brachten es nacheinander unter mailändische und französische Herrschaft. Der Seeheld Andreas Doria gewann ihm zwar die Unabhängigkeit und republikanische Verfassung wieder, und der Versuch des Grafen von Lavagna, Fresko, dem Haufe Doria die Dogenwürde 1547 zu entreißen, mißglückte; aber seit der Begründung des Osmanenreiches hatte es den Höhepunkt seiner Glanzzeit überschritten.
Florenz. Nachdem Pisa seine Macht in dem Streite mit Genua eingebüßt hatte, erlangte Florenz unter den Städten Toskanas die größte Bedeutung. Es brachte Pisa und andere Städte in Abhängigkeit von sich und stieg unter der reichen, volksfreundlichen Kauf-mannsfamilie Medici zu hoher Blüte empor. Cosmo von Medici (1428—1464), ein zweiter Perikles, lenkte den Staat ohne Rang und Titel, führte glückliche Kriege und war ein eifriger Förderer von Kunst und Wissenschaft. Sein Enkel Lorenzo der Prächtige (1472—1492) war von gleich hohem und edlem Geiste geleitet und machte Florenz zu einem geistigen Mittelpunkt für Europa. Die Bildhauerkunst, Malerei und Musik blühten auf, den von den Türken vertriebenen byzantinischen Gelehrten gewährte er gastliche Aufnahme. Diese verbreiteten hier die Kenntnis der Sprache und Litteraturschätze Altgriechenlands, sammelten begeisterte Jünger um sich und führten so eine Wiederherstellung der Wissenschaften, die Renaissancezeit, herauf, welche in das Geistesleben des Abendlandes einen vollständigen Umschwung brachte.
Seit 1489 war der Dominikaner Savonarola in Florenz reformatorifch thätig. In begeisterten Reden forderte er Reinigung und Vereinfachung des Kirchenwesens, Verbesserung des Lebenswandels und die Herstellung der Volksherrschaft in Florenz. Die Mediceer wurden infolge davon vertrieben, und Savonarola kam gegen seinen Willen an die Spitze der Republik, wo er die Verbesserung der
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_M Ludwig Moros Franz_I. Karl_V._Mailand Karl_V. Andreas_Doria Lavagna Doria Medici Cosmo_von_Medici Savonarola Savonarola
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Mailand Mailand Marignano Genua Venedig Konstantinopel Korsika Sardinien Florenz Genua Florenz Europa Altgriechenlands Florenz Florenz
296
Vierte Periode des Mittelalters.
ihren Handel so sehr, daß Hamburg und Lübeck 1241 einen Sund gegen die wegelagernden Ritter begründeten, dem bald andere Städte beitraten. Zur Zeit der Blüte zählte der Bund 85 Städte*), welche unter dem Vorsitz von Lübeck ihre gemeinsamen Angelegenheiten auf besonderen Tagsatzungen berieten. Auch der. deutsche Ritterorden, dessen Hochmeister Protektor der Hansa war, sandte Vertreter nach Lübeck und erhielt von der Hansa Hilfe und Kolonisten.
Jede Hansastadt zahlte jährlich eine bestimmte Summe Geld in die Bundeskasse, mußte sich aber außerordentliche Zuschüsse gefallen lassen, wenn die Not es erheischte. Alle drei Jahre fanden in Lübeck die allgemeinen Hansatage statt. Ohne Zuthun von Kaiser und Reich ordnete die Hansa ihre inneren Angelegenheiten, schlichtete Streitigkeiten, strafte pflichtvergessene Bundesgenossen, schloß Bündnisse und beriet über Krieg und Frieden. Die Hansa gelangte zu großem Ansehen. Sie eroberte 1368 Kopenhagen, sperrte den Sund und nötigte Dänemark zum Eidschwur, keinen König ohne Einwilligung der Hansa zu wählen. Durch die Hansa verlor der schwedische König Magnus feine Krone.
Die Blüte der Hansa währte 300 Jahre. Erst mit dem 16. Jahrhundert, als die öffentliche Sicherheit zurückgekehrt, die Entdeckung von Amerika und die Auffindung des Seewegs nach Ostindien dem Handel neue Bahnen geschaffen hatte, geriet der Bund m sichtlichen Verfall. Auf dem letzten Tage zu Lübeck sagte sich 1630 der größte Teil der Städte von dem Bunde los; nur Hamburg, Lübeck und Bremen erneuerten denselben und führen bis zur Gegenwart den ehrenvollen Namen der deutschen Hansestädte fort.
§. 42. löiflsenfdiaff unts Iimjl
Durch die Vermehrung der Universitäten, die Erfindung der Buchdruckerkunst und das Studium des klassischen Altertums wurden Wissenschaft und Kunst sehr gefördert. Rudol f Agricola (f 1485), Konrai) Geltes (f 1508), Erasmus von Rotterdam (j- 1536) und Johannes Reuchlin(f 1522) machten sich um die Kenntnis der
) Lübeck, Hamburg, Bremen, Lüneburg. Rostock. Kiel. Greifswalde. Ttralsund, Stettin, Kolberg. Wisby, Köln, Nymwegen, Amsterdam, Utrecht, Mastricht, (Soest, Osnabrück. Münster, Paderborn. Braunschweig, Magdeburg, Halle, Göttingen, Hannover, Erfurt, Brandenburg, Frankfurt an der Oder, Breslau, Danzig, Elbing, Thorn, Königsberg, Riga, Reval waren die bedeutendsten.
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Extrahierte Personennamen: Lübeck Magnus Magnus Agricola Johannes_Reuchlin( Wisby Osnabrück
§. 15. Karl der Große.
81
Verbindungen an, und es entstanden neue Handelsplätze. Die Gewerbe der Römer ließ er von seinen Unterthanen mit solchem Erfolge nachahmen, daß sich die Franken bald durch die Herstellung von gestickten Gewändern, zierlichen Hausgeräten, Waffen, goldenen und silbernen Gefäßen mit bildlichen Darstellungen, Glasfenstern und musikalischen Instrumenten auszeichneten. In St. Gallen goß zu Karls Zeit der Mönch Tancho die erste Glocke.
Die geistige und sittliche Hebung seines Volkes lag ihm besonders am Herzen. Er war daher eifrig für die Befestigung der christlichen Religion unter seinen Völkern thätig, unterstützte die Kirche und wirkte für Verbesserung ihrer Einrichtungen. Damit dieselbe ihre Bedürfnisse bestreiten konnte, sicherte er ihr Einkommen, ließ den Zehnten mit Strenge entrichten und gestattete nicht einmal, daß seine eigenen Güter davon ausgeschlossen wurden. Er errichtete Bistümer, sorgte für eifrige und gebildete Priester und Lehrer, beschenkte die Klöster und ermahnte die Mönche, daß sie die Jugend unterrichten, die Wissenschaft erhalten und fördern, die Kranken pflegen und die Wanderer beherbergen sollten. Den Geistlichen verbot er, Waffen zu tragen und zu jagen, und hieß sie vielmehr Bücher abschreiben und eines frommen Lebenswandels sich befleißigen. Er ließ die Kirchen sorglich ausschmücken, Sänger aus Italien kommen und Sängerschulen errichten. Allein die Franken waren hierin ungeschickt und ungelehrig; ihren rauhen, unbeholfenen Gesang verglichen die Italiener mit dem Geheul wilder Tiere oder dem Rumpeln eines Lastwagens über einen Knüppeldamm. Aus sein Gebot wurde die heilige Schrift übersetzt und durch Abschriften verbreitet; durch den gelehrten Langobarden Paul Warnefried ließ er Predigten und Betrachtungen aus den Kirchenvätern zu einer Postille vereinigen.
Ebenso war er auf dem Gebiet der Schule thätig. Die vorhandenen Klosterschulen wurden verbessert, neue dazu errichtet. An den Bischofssitzen ließ er zur Heranbildung einer-tüchtigen Geistlichkeit Domschulen stiften, die aber auch von Laien besucht wurden. Für seine Kinder und die Kinder seiner Hofleute gründete er eine Hofschule und dachte bereits an eine allgemeine Volksschule. Er besuchte selbst die Schulen, um sich von den Fortschritten der Schüler zu überzeugen, und achtete Kenntnisse und gutes Betragen höher als vornehme Abkunft. Einst bemerkte er in einer Schule, wie die Söhne des Adels den bürgerlichen Kindern an Fleiß und Bescheidenheit nachstanden. Da sprach
Cassians Weltgeschichte, n. 5 Aufl. v. Ph. Beck. 6
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karls Mönch_Tancho Paul_Warnefried Cassians_Weltgeschichte Beck
106
Zweite Periode des Mittelalters.
rächen, berief Otto die Großen seines Reiches nach Verona, wo er zu neuen Rüstungen veranlaßte und seinen dreijährigen Sohn zu seinem Nachfolger wählen ließ. Dann brach er mit einem neuen Heere nach Süden auf, kam aber nur bis Rom. Hier führte ein heftiges Fieber (8. Dezember) 983 seinen Tod herbei, und er wurde in der Vorhalle der Peterskirche bestattet. Ihm folgte sein dreijähriger, unmündiger Sohn
Otto Iii. 983—1002. Kaum war Otto ü. gestorben, so trachtete Heinrich der Zänker nach der Krone und suchte die Vormundschaft über Otto Iii. an sich zu reißen. Doch die meisten deutschen Fürsten waren dazu wenig geneigt, und der treue und wackere Erzbischof Willegis von Mainz wahrte die Krone dem Kaiserhause. Heinrich der Zänker mußte Otto seiner aus Italien heimkehrenden Mutter übergeben und sich damit begnügen, daß er das Herzogtum Bayern zurückerhielt, wo er dem Kaiser in der Folge treu blieb. Für Otto führte zuerst seine Mutter Theophano und nach deren frühem Tode seine Großmutter Adelheid die Regierung, bis er in seinem 15. Lebensjahre mündig gesprochen wurde. Er war unter der Leitung der königlichen Frauen und unter Mitwirkung des gelehrten Erzbischofs Gerbert von Rheims, sowie des weisen Bischofs Bernward von Hildesheim gebildet worden und hatte sich durch seine Kenntnisse schon früh in einem solchen Grade ausgezeichnet, daß er von seinen Lehrern als Wunderkind gepriesen wurde. Diese hatten ihm eine mit den Anschauungen der Kirche verschmolzene schwärmerische Liebe zu dem klassischen Altertum eingeflößt, ihn aber dadurch den heimischen Sitten und Gebräuchen und damit auch dem deutschen Volke entfremdet.
Seine ganze Thätigkeit war auf Italien gerichtet. Nach Übernahme der Regierung eilte er nach Rom, wo neue Unruhen ausgebrochen waren. Da der Papst vor seiner Ankunft starb, setzte er seinen Vetter Bruno als Papst Gregor V. ein, und von diesem ersten deutschen Papst empfing er 996 die Kaiserkrone. Als die römischen Großen dem streng kirchlichen deutschen Papste gegenüber eine römische Adelsherrschaft aufrichteten, zog Otto 997 abermals nach Italien, erstürmte die Engelsburg und ließ feinen Hauptgegner Crescentius nebst zwölf Genossen hinrichten. Nach dem Tode Gregors erhob er 999 seinen Lehrer Gerbert als Sylvester Ii. auf den päpstlichen Stuhl. Aber obwohl er den Römern seine Vorliebe für ihr Land, ihre Sprache und ihre Sitten zu erkennen gab, obwohl er in jugendlicher Schwärmerei mit dem Gedanken umging, eine Weltherrschaft zu errichten und Rom zum Mittelpunkte dieses Weltreiches zu machen,
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Extrahierte Personennamen: Otto Otto Otto_Iii Otto Otto Otto Heinrich Heinrich Otto_Iii Otto Willegis Heinrich Heinrich Otto Otto Otto Theophano Adelheid Gerbert_von_Rheims Bernward_von_Hildesheim Bruno Gregor_V. Gregor_V. Otto Otto Crescentius Gregors Gregors Gerbert
Extrahierte Ortsnamen: Verona Rom Peterskirche Mainz Italien Italien Rom Italien Engelsburg Rom
§• 9. Das oströmische Reich. Justinian.
49
licfje Kanzler Tribonian die römischen Gesetze im Corpus juris oder Codex Justinianeus, welcher die Hauptgrundlage der meisten bestehenden Rechtsbücher bildet. Seine Residenz ließ Justinian mit 25 christlichen Tempeln schmücken, worunter die Sophienkirche, das großartigste Denkmal des byzantinischen Baustils, die erste Stelle einnahm. Sechs Jahre lang war von zeitweise loooo Menschen daran gebaut worden. Als sie vollendet war, ries Justinian voll Bewunderung aus: „Gelobt sei Gott, ich habe dich überwunden, Salomo!" Auch mit herrlichen Wasserleitungen, Brücken, Hospitälern und Festungswerken ließ er die Hauptstadt versehen. Freilich verursachte der bedeutende Kostenaufwand viele Steuern, welche hart aus allen Ständen des Reiches lasteten. Aber dasür suchte er in anderer Weise den Wohlstand zu heben, indem er Handel und Gewerbe förderte, viele Arbeiter beschäftigte und den Seidenbau einführte, der eine vorzügliche Erwerbsquelle Chinas bildete, das jede Verbreitung in andere Länder bis dahin zu verhindern gewußt hatte. Es war nämlich einigen Mönchen geglückt, Eier der Seidenwürmer in ihren ausgehöhlten Wanderstäben aus China nach Europa zu bringen, wo dieselben ausgebrütet und erhalten wurden. Seitdem trieb man im Abendland Seidenbau, welcher sich um 1150 von Griechenland nach Italien, 1450 nach Frankreich und 1700 auch nach Deutschland verbreitete.
Justinian legte bei allen Gelegenheiten den besten Willen und eine außergewöhnliche Thätigkeit an den Tag, allein der Erfolg entsprach nicht immer seinem guten Willen, und sremdes Verdienst war es vorzüglich, was seine Regierung zu einer gefeierten machte. Er wollte z. B. die Zwistigkeiten der Grünen und Blauen beilegen, sachte sie aber noch mehr an; in den religiösen Streitigkeiten suchte er zu vermitteln und die Glaubenseinheit herbeizuführen, entzweite aber die Geistlichen im Osten und Westen noch mehr; er strebte darnach, mehrere Provinzen des römischen Reiches zu retten, richtete sie aber entweder zu Grunde oder mußte sie wieder aufgeben. Gegen die Perser, die im Bunde mit den Ostgoten 540 den Krieg unter ihrem König Kosro8 erneuert hatten, konnte er sein Reich nur gegen Bewilligung eines jährlichen Tributs schützen. 16 Jahre nach Theo-doras Tod starb Justinian 565 im 83. Jahre seines Lebens und hinterließ das Reich feinem schwachen Neffen Justin Ii. (565—578).
sittliche fiebert an dem byzantinischen Kaiserhof geriet in der Folge imniermehr in Verfall. Lasterhafte Fürsten wurden auf den Thron erhoben und gestürzt. Dabei blieb das Interesse den kirchlichen Angelegenheiten zu-
Casfians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 4
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